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Industriemonster am La Vela

Unglaubliche Atmosphäre, fast wie im dystopischen Science Fiction, wohlgeborgen in der „Gated Community“ der „casas bioclimáticas“ [4], inmitten eines PV und Windparks auf Teneriffa, in einem ökologisch korrekten, „bioclimatischen“, luxuriösen Haus, mit perfekten Räumen und Aus- und Durchblicken, PV und Windstrom, solar entsalztes Warmwasser, endemische Pflanzen, zeitgesteuert bewässert [5].

Im nahen Doppel-Industriemonster im Industriehafen dagegen ein ständiges im tiefen Bass wummerndes Geräusch von Schiffsdieseln.  Daneben noch ein weiteres Bohrschiff. Gestrandet – Betreiber pleite.

Drei Ölbohrplattformen von prognostizierten 10 bis 18 die hier „gewartet“ werden sollen. [1.]

Man stelle sich die Menschenströme vor die täglich in 3 Schichten wechseln- Metropolis von Fritz Lang könnte einen Eindruck vermitteln. [2.]

Alles vielleicht nur ein Kapitalistentraum [3.], mit der Gefahr auf den rostigen Dingern sitzen zu bleiben.

Aussenrum Einöde aus Stein, Sonnenaufgang über dem Meer. Dann das ächzend, klagende Gejaule der Windturbinen und dazwischen die Lautsprecheransagen zum Schichtwechsel der Wartungsmannschaft. 

Uralt-Technik, schaurig schön-rostend- kompliziert- neben (auch heute immer noch) modernster Solararchitektur und Ökoenergie. 

Und dann rauscht auch noch eins von den vielen landenden Flugzeugen darüber deren Fracht an Urlaubern sich über das Land ergiesst – maximale fossile Energieverschwendung und Müllerzeugung garantiert. Sureal. Irrwitzig.

Weiterführende Quellen:

[1.] Angeblich dann Arbeitsplätze für 5000, sagt der Hafendirektor von Santa Cruz der meint man könne nicht nur auf Tourismus bauen: http://www.forumteneriffa.de/teneriffa_forum/teneriffa-news/28224-oelplattformen-hafen-granadilla-verlegt.html, abgerufen 16.06.2016.

Das hat er wohl vom Industrie-Minister wie in der Zeit 24.08.13 zu lesen ist (Dort ging es allerdings um die damals schwer umkämpfte und mittlerweile gekippte Ölförderung ):  24.08.13 „Bohrinsel in Sicht: Minister Soria, der selbst aus Gran Canaria stammt, argumentiert, dass die Kanaren nicht allein vom Tourismus leben könnten. Die Arbeitslosenquote ist mit 34 Prozent die dritthöchste in Spanien. Insgesamt 5.000 Arbeitsplätze verspricht Repsol durch die Erschließung der Ölfelder. Auf die Frage, wo und wie die entstehen sollen, schweigt Soria ebenso wie Repsol. Der Konzern versichert aber, sämtliche Risiken im Griff zu haben.“

Mein Kommentar: Risiken existieren nicht wenn die spanisch, franquistische Korruption wirkt. Notfalls werden die Kanaren halt aufgegeben. Meckern eh nur und kosten ständig Geld.

[2.] zu den Arbeitsplätzen aus 2014: http://www.wochenblatt.es/kanarische-inseln/teneriffa/drei-bohrinseln-liegen-zur-wartung-in-santa-cruz/

[3.] zurechtgerückte Zahlen und kritischer Ausblick: Verschrottung droht (lt. kanaraenexpress, 2019, nicht mehr verfügbar)

[4] Zeit-Online am 22.04.2018, aus Merian Heft 11, 2017: Die 24 Passivhäuser, alle umweltfreundlich erbaut, liegen im Südosten Teneriffas. Windräder und Solarzellen erzeugen Strom, Sensoren bestimmen das Raumklima, das Trinkwasser kommt aus dem Ozean. Die futuristischen Unterkünfte bieten jeweils 4, 5 oder 6 Gästen Platz.

[5] Das Projekt ist entstanden aus einem Wettbewerb der Organisation ITER zu dem fast 400 Architekten aus aller Welt eingeladen waren ihre Vision vom bioklimatischen Wohnen der Zukunft vorzustellen. 25 Häuser wurden ausgewählt und inmitten eines bestehenden Wind- und PV-Projekts tatsächlich realisiert. 24 davon werden vermietet. Ziel des Wettbewerbs: Null-Co2-Emissionen bzw. Klimaneutralität. Mehrere der Häuser konnten wir mit zwei weiteren Architektur-Enthusiasten ab 2013 bewohnen und ausgiebig „testen“. Nicht alle haben unsere Erwartungen erfüllt. Das La Vela hat sich als unser Lieblings-Haus erwiesen. Vielleicht auch weil wir an vieles in unserer sun-box erinnert waren (nicht nur die prototypische Anmutung).

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