Oder was alles geht, ohne Komfortverlust, wenn plötzlich kein billiges Gas mehr verfügbar ist.
Die Weltlage anno 2022: Gas ist teuer und bald nicht mehr verfügbar, irgendwann verboten. Zu Recht! Unsere „Übergangstechnologie“ (Gaszuheizung für Restwärmebedarf über Solarthermie und Solararchitektur hinaus) hat sich allzu lange unbeachtet in unserem Haus festgekrallt. Ja- auch bei energiebewussten Ökos stellt sich der Schlendrian ein wenn Energie zu billig ist.
Was ist also zu tun? Sparen haben wir schon lange nicht mehr erwogen- Raumtemperatur absenken. Und Regelungseinstellungen und eigenes Verhalten kann überprüft werden. Einige bekannte Fugen können schnell neu gedichtet werden. Das Lüftungsvolumen der kontrollierten Wohnraumlüftung kann reduziert, und im Sommer ganz abgeschaltet werden. Von der allgemeinen Heizungs-Hysterie wollten wir uns jedenfalls nicht anstecken lassen.
Eine Heizperiode später, und nach Ablauf unserer EEG-PV-Anlage haben wir jetzt überprüft ob das signifikant was gebracht hat, ob wir unsere Gaszuheizung vollständig deaktivieren können, und ob unsere sun-box zukunftssicher ist.
Die Fakten
Wir konnten 15,3 % Gas klimabereinigt einsparen.
Durch den milden Winter (Heizgradtage -5,9%) war der Gasverbrauch sogar um 25,7% geringer als in der Vorperiode.
Der Stromverbrauch hat sich durch die Reduktion der Lüftungszeiten und die geringeren Laufzeiten des Hypokausten-Fans (trotz Nutzung des Infrarot-Heizpaneels im HomeOffice) schon vorher um 7-8 % reduziert. Klimabereinigt auf Referenzklima bezogen ergibt sich jetzt 13734 kWH incl. WW *1,08 Potsdam Referenzklima 2022 / 298 m2 An (0,32*V)= 49,77 kWh/m2.
Im Energie-Verbrauchs-Ausweis würde stehen: Effizienzklasse A (nahe Effizienzhaus 40).
Zusätzlich energetisch sanieren?
Zum Vergleich mit geförderter Sanierung und Neubau
Bauteil | sun-box Bestand | Bafa BEG Einzelmaßn. | GEG |
AW | 0,177 | 0,20 | 0,24 |
Dach | 0,177 | 0,14 | 0,20 |
Boden Erdreich | 0,35 | 0,25 | 0,50 |
Fenster | ca. 1,1 (mit Winterpaneelen) | 0,95 | 1,3 |
Hier gilt: Energetische Sanierungen vergrößern nur die graue Energie bringen aber keine wesentlichen Ersparnisse mehr (frei nach neuesten Erkenntnissen aus Sobecks „Effektivität von Energiesparmaßnahmen“). Auch Bestrebungen Dämmwerte über das „vernünftige Maß“ hinaus zu erhöhen führen nur zu größerer grauer Energie, ohne nennenswerte Verbesserung beim Verbrauch zu erzielen. Die Technologien den Restwärmebedarf erneuerbar zu decken sind vorhanden und müssen nur realisiert werden. Wir als Gesellschaft müssen uns jetzt auf die Produktion und Nutzung erneuerbaren Stroms konzentrieren.
„Heizungsverbot-Narrative“ und sonstige Vorschriften
Die sun-box kann man innerhalb der (EnEV)GEG-Rechenmethodik nur schwer abbilden (Speichervorgänge und Solarthermiespeicherung im Kies, Fensterkollektor).
Auch bisher war die Gesetzgebung nicht besonders technologieoffen.
Wichtige Low-Tech wie Solarthermie/Kiespeicher/Fenster-Kollektor/passive Solararchitektur wird mit den herkömmlichen Rechenmethoden aus dem Markt gedrängt (Das Arbeitspapier des runden Tisches aus 2021 versucht hier gegenzusteuern und schlägt für die Wärmewende auch, kürzlich von der Politik endlich berücksichtigte, kommunale Nahwärmenetze vor. Der besondere Twist: immer mit saisonaler Wärmespeicherung, und jeder Nutzer darf auch Einspeisen, z.B. seine Überschüsse aus Solarthermie, incl. Vergütungsanspruch) (1).
Trotzdem: Dank hervorragender U-Werte erfüllen wir schon heute die Anforderungen moderner Gebäude und können damit ab sofort auf Stromluftheizegister umstellen. Die Gasheizung wird nur noch als Backup vorgehalten. Der Deckungsanteil der Solarthermie für die Warmwasserbereitung ist jetzt schon nahezu 100%.
Heizen mit Strom, früher undenkbar, ist heute en vogue und geht auch ohne Wärmepumpe (insbesondere wenn man einen hohen Solarthermieanteil nutzbar macht: Vorluft der Hypokausten aus solar aufgewärmten Kiesspeicher = „Luft-Luft-Wärmepumpe“). Elektro-Luftheizregister lassen sich nahtlos in das bisherige Hypokausten-Luft-Heizungssystem integrieren. Diese sind ausserdem effektiver als ein Gasheizungs/Wasserheizregister, da sie den Strom nahezu direkt in Heizwärme umwandeln, und an günstiger Stelle im Luftstrom der Hypokaustenluft zuführen.
Die kontrollierte Lüftung wird durch die Normen, mit pauschalen Lauftwechselraten für den Feuchteschutz belegt. Sie verbraucht dadurch zu viel Energie für den Lüfter und verliert zu viel Energie durch die Heizwärmeabfuhr. Die Regelung sollte nach CO2 und Feuchte bedarfsgerecht erfolgen. Im Eigenversuch konnte das Lüftungsvolumen und die Lüftungszeiten gegenüber den Normen, ohne Komforteinbußen stark reduziert werden (-50%).
Damit ist die sun-box mit Effizienzklasse A (nahe Effizienzhaus 40), obwohl das Haus bald 30 Jahre alt wird (Planungen schon ab 1992), so modern wie ein Neubau, und darüber hinaus „Net Zero“ und zu 100% aus Erneuerbaren Energien versorgt.
Wie schafft man das?
- Passive Solararchitektur, low-e Vorhänge
- Robuste Low-Tech, einfache Regeleingriffe mit Hysterese, massive Speichermassen
- Hypokausten-Luft-Heizung mit zusätzlicher Speicherungsmöglichkeit aus Fenster-Kollektor in die Speichermasse (dadurch Dämpfung des Anstiegs der Raumtemperatur aus solaren Gewinnen und Vorwärmung der Hypokausten für die Heizzeit, „Wärmeshift“)
- „Überdimensionierte“ Solarthermie, hoher nutzbarer Anteil dank Kiesspeicher
- Restbedarfswärme mit Strom aus eigener PV-Anlage und 100% erneuerbarem Naturstrom
- 20 Jahre PV-Produktion ins Netz- CO2 Ausgleich des bisherigen Übergangs-Gasverbrauchs
- Dauerhafte CO2-Senke Holzrahmenbau mit Weichfaserplatten und Isofloc speichert graue Emission aus Beton und Stahl
- Baustoffe sauber trennbar, unbehandelt, cradle to cradle (eine Freisetzung von gebundenem CO2 bei Holzprodukten und Isofloc wird nicht verrechnet -keine thermische Verwertung, zirkulär einsetzbar, die Lebensdauer ist „unbegrenzt“)
Gibt: Die sun-box -100% erneuerbar versorgt- Null-Emmision im Betrieb und Net-Zero in der Gesamtbilanz
Weiterführende Quellen:
(1) https://energiewende-2030.de/wp-content/uploads/2021/07/Energiegesetzgebung-Waermewende-Vers2-2.pdf